Gegenüber Informatik und IT halten sich hartnäckige Klischees. Aber ist an Aussagen wie „ITler*innen sind schüchtern und unkommunikativ“ oder „Sie können Computer und Smartphones immer reparieren“ wirklich etwas Wahres dran?
Lena John von den ITgirls studiert IT-Management and Consulting im Master und kennt die Antworten.
Hey Lena! Du studierst mittlerweile im dritten Mastersemester und hast einiges an Informatik und IT-Erfahrungen sowohl in der Uni als auch in deinem ersten Job in einem E-Commerce Unternehmen gesammelt. Was hältst du also von folgenden Aussagen?
„Natürlich ist es so, dass es das Lernen erleichtert, aber ich kenne viele, denen Mathe in der Schulzeit nicht so leichtgefallen ist. Auch wenn Mathe eine große Rolle spielt, ist IT viel mehr als nur das. Es ist wie Sprachen lernen, sage ich immer. Zudem lässt sich der Anteil von Mathe im Studium gut über die Wahl der Module steuern. Ansonsten hat IT viel mit Lösungskompetenz zu tun. Rätsel lösen und kreative Ideen helfen da weiter. Ein Studium ist wie ein Puzzle und die Teile setzen sich nach und nach zusammen. Irgendwann kommt der ‚Klick-Moment‘, man erkennt, dass die Module aufeinander aufbauen und denkt ‚So schwer ist es ja gar nicht‘. Man muss nicht mit 10 Jahren schon nerdig gewesen sein oder seinen Computer auseinandergebaut haben, um IT zu studieren. Das habe ich auch nicht gemacht. Ich habe Sims gespielt - das war schon alles an Berührungspunkten mit Computern.“
„Das ist ein falsches Bild. IT spielt heute eine sehr große Rolle. ITler*innen leiten ihre eigenen Bereiche, sitzen in den Vorständen und Geschäftsführungen – früher war es vielleicht so, dass die IT-Leute alleine im Keller saßen und nur ihren Serverraum gepflegt haben. Mittlerweile nehmen sie an jedem Meeting teil und arbeiten mit anderen Abteilungen zusammen. Es ist viel Kommunikation nötig: Sie müssen anderen erklären, warum etwas funktioniert oder eben nicht. In meinem Studiengang sind die meisten eher extrovertiert.“
„IT spielt heute eine sehr große Rolle. ITler*innen leiten ihre eigenen Bereiche, sitzen in den Vorständen und Geschäftsführungen.“
„Wir treffen uns auch privat, ohne Game-Sessions zu veranstalten. Es ist eigentlich wie in anderen Studiengängen auch, man hat ja meist ein privates Interesse an dem, was man studiert und beschäftigt sich somit auch in der Freizeit damit. In manchen Studiengängen werden bestimmte Themen eher theoretischer und weniger praktisch behandelt. Bei mir ist es mit dem Programmieren so. Wenn man das gut können möchte, muss man das eben in seiner Freizeit üben, üben, üben. Es kann manchmal schon so wirken, dass man nichts anderes macht, wenn man neben dem Studium vielleicht schon in dem Bereich arbeitet und sich dann teilweise in der Freizeit damit beschäftigt.“
„Das ist ein typisches Vorurteil. Immer wenn ich irgendwo hinkomme, werde ich gefragt: Kannst du mir mal helfen, mein Laptop oder Smartphone oder Ähnliches ist kaputt. Ich kann da aber auch nicht wirklich was machen. Die Probleme sind meist vielfältig und komplex und wir ITler*innen versuchen auch nur die Standardsachen. Meine erste Frage ist immer ‚Hast du das Gerät schon aus- und wieder angeschaltet?‘ Wir haben vielleicht die ein oder andere Idee mehr, aber das wars auch. Wenn mein Handy kaputt ist, lasse auch ich es von Expert*innen reparieren.“
„Meine erste Frage ist immer: ‚Hast du das Gerät schon aus- und wieder angeschaltet?‘“
„Einfach ausprobieren! Viele denken, dass sie schon Vorkenntnisse haben müssen. Das ist nicht so. Die Bachelorstudiengänge sind für Menschen ohne Vorkenntnisse konzipiert. Wenn sie sich dafür interessieren, ist das gar kein Problem. Wer aber gar nicht sicher ist oder nicht reine Informatik studieren möchte, kann einen Schnittstellenstudiengang ausprobieren. Das sind zum Beispiel Wirtschaftsinformatik, Mensch-Computer-Interaktion, das ist Informatik mit Psychologie. Außerdem funktioniert das auch mit Bioinformatik, Computer Science oder Medieninformatik. Da kann man sich ein bisschen besser orientieren und den Schwerpunkt durch verschiedene Module beeinflussen. Wenn man dann merkt, dass Informatik gar nichts ist, gibt es die Möglichkeit, den Studiengang zu wechseln – von Wirtschaftsinformatik zu BWL oder von Bioinformatik in etwas anderes mit Bio, etc. - und sich die Kurse anrechnen zu lassen. Damit ist nicht alles an Zeit und Wissen verloren.“
Die Ingenieurnachwuchs-Initiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.
Seit 1998 widmet sie sich bereits den Themen Ingenieurwesen und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Ihr Ziel ist es, junge Menschen schon frühzeitig für den Ingenieursberuf sowie Naturwissenschaften und Technik zu begeistern.
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