Auf der bayerischen Seite des Dreiländerecks zwischen Hessen, Baden-Württemberg und Bayern wuchs Imke Wagener auf, ging erst zur Realschule, dann aufs technische Gymnasium und sagt von sich selbst: „Ich war eher mittelmäßig. In den naturwissenschaftlichen Fächern etwas besser, aber nie eine Einserschülerin. Im Grunde bin ich immer nur so hochgesprungen, wie ich musste.“ Das kennen Viele. Aber Imke hatte ein Ziel: die Elektrotechnik. Dazu ging sie an die Duale Hochschule Baden-Württemberg. „In der Elektrotechnik beschäftigt man sich mit allem, wo Strom durchlaufen kann – in großen und kleinen Dimensionen. Zudem mit der Entwicklung der passenden Komponenten. Plus Informatikanteil, damit diese Geräte zum Leben erweckt werden“, erklärt sie.
So praxisnah das duale Studium war, so sehr fehlte ihr der theoretische Tiefgang. Also studierte sie noch Elektro- und Informationstechnik im Master und zeigte im gesamten Studium auch deutlich bessere Leistungen als in der Schule. Es ist eben ein großer Unterschied, ob man keine Lust auf Geschichte, aber dafür große Lust auf Technik hat. Dennoch nahm sie sich nach sechs akademischen Jahren eine mehrmonatige Auszeit und startete dann ihre berufliche Karriere zunächst in einem Unternehmen für höhenverstellbare Möbel. Zwei Jahre später dann der Wechsel zu Warema und der Beginn ihrer Tätigkeit als Entwicklungsingenieurin.
An über 20 Standorten weltweit beschäftigt das Familienunternehmen rund 5.000 Mitarbeitende, seit 2021 auch Imke Wagener. Und nun kümmert sie sich darum, dass Rollläden hoch- und tieffahren. „Ich entwickle Softwarelösungen zur Steuerung unserer Sonnenschutzanlagen und um deren Funktionalität zu verbessern. Zusätzlich kümmere ich mich um Smart-Home-Komponenten, mit denen ich bequem über das Smartphone alle Funktionen steuern kann. Darüber hinaus erstellt unsere Abteilung Software für Wetterstationen, die unter anderem mit Regen- und Helligkeitssensoren ausgestattet sind.“ Während des Interviews bewegt sich plötzlich die Außenjalousie. Sie blickt kurz hin und erklärt, dass sich der Sonnenstand verändert hat und die Steuerung die Lamellen winkelgenau dem Sonnenstand nachführt. Dadurch wird die bestmögliche Tageslichtnutzung bei optimalem Hitzeschutz erzielt, indem möglichst viel diffuses Tageslicht in den Raum gelangt, aber keine direkten Sonnenstrahlen.
Entwicklungsingenieur*in ist kein Studienfach, es ist eine Tätigkeit, für die man sich entscheidet. „Ich wusste ab dem zweiten Semester, dass ich in die Entwicklung gehen will. Das sind für mich fast kreative Aufgaben.“ Die Außenjalousie rastet ein. Die Steuerung hat ihr Werk getan. Und vielleicht steckt auch in dieser praktischen Anwendung bereits eine Programmierung von Imke Wagener. Möglich wär’s.