„Wir lernen, die komplette Lebensdauer eines Bauwerks zu begleiten. Das erstreckt sich von der Planung über die Bauphase bis hin zur Abnahme oder dem Rückbau eines Bauwerks“, erklärt Phillip. Während des gesamten Studiums lernen die Studierenden alles, was sie für die Projektbegleitung und -bearbeitung können müssen. „Leitung, Kalkulation, Abstimmungen mit Behörden, Sicherheit, Recht und wie nachhaltig gebaut wird“, zählt Theresa auf. Im Bachelor starten die Studierenden mit Grundlagen wie Mathe, Physik, Baumechanik und Baustoffkunde. Dann arbeiten sie sich Schritt für Schritt in anwendungsorientierte Projekte vor. Umweltaspekte spielen dabei mit hinein, richtig vertiefen kann man sie im Master, wenn man möchte.
Ein Blick in die Bau-Praxis können Studierende in einem 8-wöchigen Pflichtpraktikum auf einer Baustelle werfen. Extra-Tipp: Wer wie Philipp durch eine Ausbildung zum Maurer oder wie die 21-jährige Studentin durch ein FSJ mit Baustelleneinsätzen schon vorher Erfahrung gesammelt hat, kann sich einzelne Tage oder sogar die gesamte Zeit anrechnen lassen und muss das Praktikum im Studium nicht mehr komplett absolvieren. Pro-Tipp und Vorteil: Während des Studiums bleibt so mehr Zeit zum Beispiel für einen Nebenjob oder ein Praktikum in anderen Bereichen als auf der Baustelle.
Auch ohne Praktikum nimmt der 25-jährige angehende Ingenieur so viele Möglichkeiten mit, wie es geht. Ob durch Nebenjobs auf dem Bau oder direkt durch die Angebote der Uni. Denn die Leibniz Universität Hannover ist unter anderem bekannt für ihre Forschungsschwerpunkte Wasser- und Küsteningenieurwesen sowie Windenergie-Ingenieurwesen. Eine Besonderheit sind die Versuchshallen mit dem weltweit einzigartigen Wellenströmungskanal mit einer Länge von über 300 Metern. Wenn Philipp davon erzählt, merkt man ihm die Begeisterung für das Thema an. „Dort Versuche durchzuführen und ein Projekt von Anfang an zu begleiten, ist wirklich cool! Aktuell beschäftige ich mich mit Fundamenten für Offshore-Windenergieanlagen und wie sich diese zum Beispiel auf die Fließbedingungen des Wassers oder das Sandbett auswirken. Das ist wahrscheinlich ein Bereich, den man im ersten Moment nicht dem Bauingenieurwesen zuordnet.“
Wenn man die beiden Studierenden fragt, welche Tipps sie für Studieninteressierte haben, sind sie sich lachend einig: „Man sollte Mathe nicht hassen.“ Philipp führt aus: „Ein grundlegendes Interesse an technischen Problemen und Fragestellungen sowie das Bewusstsein, dass der Studiengang viel Physik und Mathe beinhaltet, sollte gegeben sein. Im Studium kommt man nicht drumherum. Mit Lernen ist es aber machbar, auch wenn man Schwierigkeiten in der Schule hatte.“ Seine Kommilitonin nickt zustimmend. „Das Klischee Warnweste und Bauhelm ist nicht der allgemeine Dresscode.“ Für Theresa und Philipp ist wichtig herauszustellen: „Der Beruf ist viel mehr als das Klischee und viel mehr, als man eigentlich denkt.“