„Es hat mir in der Metallfertigung so gut gefallen, dass ich nach dem Studium unbedingt eine Ausbildung im Handwerk machen wollte.“ Gesagt – getan. Nach einer erfolgreichen Bewerbung sagte schließlich einer der weltweit führenden Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Produktion und Verarbeitung von Kunststoff und Kautschuk zu: KraussMaffei Technologies. Die Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin startete – doch Sophia Holzhey merkte schnell, dass eine Ausbildung nicht mehr das Richtige für sie war. Auf der anderen Seite sah KraussMaffei jedoch Sophia Holzheys Talente und bot ihr etwas völlig Neues an. „Ich brach also die Ausbildung ab, konnte aber stattdessen ein Maschinenbaustudium beginnen und zeitgleich die Ausbildung zur technischen Produktdesignerin mit der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion absolvieren. Nach vier Jahren hatte ich dann meinen zweiten Bachelor und einen IHK-Abschluss.“
„Ich brach also die Ausbildung ab, konnte aber stattdessen ein Maschinenbaustudium beginnen und zeitglich die Ausbildung zur technischen Produktdesignerin mit der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion absolvieren. “
Dabei war sie sich anfangs gar nicht so sicher, ob das Maschinenbaustudium überhaupt das Richtige für sie sei. „Ich kannte ja die ganzen Klischees über den Maschinenbau. Aber ich muss sagen: Die Kommilitonen waren keine nerdigen Karohemdträger. Nur der Frauenanteil im Maschinenbau ist leider tatsächlich gering.“ Die Theoriephasen des Verbundstudiums fanden dann an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Friedrichshafen am Bodensee statt und die Praxisphasen beim Partnerunternehmen KraussMaffei bei München. Drei bis sechs Monate hier, die gleiche Zeit dort.
Sophia war eher eine Durchschnittsschülerin. Da könnte man denken, dass die Voraussetzungen für ein Ingenieurstudium durchwachsen sind. Aber: „Grundsätzlich würde ich raten, sich von den Schulnoten keine Angst einjagen zu lassen. Ich hatte in Mathe 7 Punkte im Abi – aber wenn man sich für etwas wirklich interessiert, strukturiert ist und für sich den richtigen Lernweg findet, schafft man auch ein Ingenieurstudium – sogar mit einer eins vor dem Komma.“ Zusätzlich hat ihr Partnerunternehmen sie jederzeit unterstützt. So funktioniert ein erfolgreiches Verbundstudium.
Heute ist Sophia Holzhey Projektingenieurin im Bereich der Reaktionstechnik und kümmert sich um sogenannte Nachrüstprojekte. KraussMaffei ist ein Spezialist für kunststoffproduzierende Maschinen. Die fünf Bereiche sind die Spritzgießtechnik (z. B. Zahnbürsten), die Extrusionstechnik (z. B. Fensterprofile) die Reaktionstechnik (z. B. Autositze), die Automation (z. B. Handlings- und Robotersysteme für Kunststoffmaschinen) und die additive Fertigung, also der 3D-Druck. Und für jedes Endprodukt gibt es die passende Technologie. Je nachdem, was der Kunde produzieren möchte, können bestehende Kunststoffmaschinen auch angepasst und geändert werden. Genau das macht Sophia. „Es ist gerade das Spannende, wenn ich direkt beim Kunden mit vor Ort bin und wir gemeinsam die besonderen Anforderungen der Anlage besprechen. Mein letztes Projekt drehte sich um eine Anlage auf deren Typenschild das Baujahr 1993 stand. Da war ich nicht mal geboren, und die werden immer noch weiter modifiziert und zukunftssicher gemacht.“
Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist also Teil ihres Berufs. Komplexe Industrieanlagen werden nun mal nicht für kurze Zeitstrecken entwickelt und aufgebaut, sie sollen Jahre und Jahrzehnte laufen. Und dabei geht es nicht nur um die Technik von KraussMaffei. Sophia Holzhey ist sich bewusst, dass Kunststoff ein universell einsetzbarer Werkstoff ist. Zugleich ist Kunststoff bei unsachgemäßer Verwendung und vor allem Entsorgung aber auch ein Problem für die Umwelt – weltweit. „Mich beschäftigt der Umweltgedanke sehr. Hier würde ich gerne mit meinem Maschinenbauwissen bestehende Lösungen weiterentwickeln und neue Wege finden, um beispielsweise das Recycling noch mehr zu etablieren und so die Meere sauberer zu machen.”