Nach dem Abi stand Jorsina vor der Qual der Studienwahl. Sie mochte Naturwissenschaften, Physik und Mathe hatte sie aber abgewählt. Achtung Spoiler: Genau die beiden Fächer, die in dem Studium, für das sie sich später entschied, einen großen Teil ausmachten. Bei der Studienberatung wurde ihr das Niedersachsen-Technikum vorgeschlagen. Ein sechsmonatiges Orientierungsprogramm für Abiturientinnen, um Hochschul- und Berufsluft im naturwissenschaftlich-technischen Bereich zu schnuppern. „Ich kannte das vorher gar nicht. Es hat sich für mich aber gut angehört, also habe ich mich darauf beworben. Ich habe das als Zeitpuffer genommen, weil ich noch nicht wusste, wofür ich mich entscheiden sollte und dachte, dass mir das Orientierung bringt“, erzählt die 27-Jährige.
Jorsina landete für das Halbjahrespraktikum bei Enercity, einem lokalen Energieversorger. Dort durchlief sie zuerst die Ausbildungswerkstatt, genau wie die Azubis und dualen Studierenden. Danach wollte sie eigentlich das Labor kennenlernen, doch das Unternehmen hatte einen anderen Plan für die damalige Praktikantin: Es ging in die IT-Abteilung. „Ich hatte erst Zweifel und dachte, es wird mir nicht gefallen, weil ich annahm, dass ich IT und Programmieren nicht kann. Aber dann fand ich es doch ganz cool“, berichtet sie. Erst während der Arbeit im Unternehmen sehen viele: Technik ist viel mehr und oft ganz anders als erwartet. So war es auch für Jorsina: „Ich habe am Anfang gar nicht in Richtung Ingenieurschiene gedacht, das war für mich eine ganz andere Welt.“
Montags ist Studientag im Technikum. Die Technikantinnen wählen, an welchen Montagsveranstaltungen sie teilnehmen wollen. Jorsina besuchte die Vorlesungen in Mathe und Werkstoffkunde an der Hochschule Hannover. Durch Exkursionen zu Unternehmen und Forschungseinrichtungen, Gesprächen mit Studierenden und Ingenieur*innen wurde ihr Interesse für Technik und Ingenieurwesen immer weiter geweckt. Bei Enercity sprach sie mit einem Kollegen, der seine Begeisterung für die Kombi aus Elektrotechnik und Wirtschaft mit ihr teilte. „Er war der Impuls, der mich zum Studium gebracht hat.“, verrät die heutige Wirtschaftsingenieurin.
Während ihres Bachelorstudiums arbeitete Jorsina als Werkstudentin bei Enercity. Nach dem Abschluss fing sie dort als Ingenieurin an. Sie kümmert sich um den Bereich Glasfaserausbau. Ein Job mit Verantwortung und Zukunft, nachdem Sie ursprünglich nicht mal an ein Ingenieurstudium gedacht hatte. Gerade deshalb möchte die junge Ingenieurin andere ermutigen, sich zu trauen. Ihr Appell: „Wer auch nur ein bisschen Interesse an Technik, Umwelt oder Naturwissenschaften hat, sollte sich das Technikum genauer anschauen. Es macht nicht nur Spaß, es kommen viele positive Rückmeldungen, wenn man den Weg bis zur Ingenieurin geht. Wir können Teams diverser gestalten und ein Vorbild für andere sein“, lächelt Jorsina stolz.