Hopley heißt der Vorort von Harare, der Hauptstadt Simbabwes, in den uns Kristina Egbers mitnimmt. Die ‚Ingenieurin ohne Grenzen‘ hat viel Zeit in dem südafrikanischen Staat verbracht und als Projektleiterin beim Bau einer Schule unterstützt.
Ein Projekt, das Kristina so schnell nicht vergessen wird
Im Jahr 2005 hat die Regierung Simbabwes aufgrund einer politisch motivierten Zwangsräumung über 30.000 Menschen aus verschiedenen Stadtteilen Harares vertrieben. Die Frauen, Kinder und Männer haben sich am Rande der Hauptstadt ein neues Zuhause aufgebaut, zunächst ohne medizinische Versorgung, Schulen oder Zugang zu sauberem Wasser. So ist die Siedlung Hopley entstanden. „Zwei Bewohnerinnen haben begonnen, die Kinder zunächst unter freiem Himmel und dann bei ihnen zu Hause zu unterrichten. Das wurde schnell zu klein und ein Schulgebäude musste her“, erzählt Kristina Egbers.
„Bewohnerinnen haben die Kinder zunächst unter freiem Himmel und bei ihnen zuhause unterrichtet. Das wurde schnell zu klein und ein Schulgebäude musste her!“
Kristina wurde von einem Bekannten auf die Initiative Rising Star Schule in Hopley von ‚Ingenieure ohne Grenzen‘ aufmerksam gemacht. Die Architekturstudentin war zu dieser Zeit fast fertig mit ihrem Studium in Stuttgart und für ein Design Build Projekt in Südafrika unterwegs. „Ich habe mit meinem Professor gesprochen und konnte das Projekt in Hopley als Thema für meine Diplomarbeit nehmen. Konkret hieß das, es musste eine Schule gebaut werden“, berichtet die 36-Jährige.
Zur Vorbereitung ist Kristina erst einmal nach Hopley gefahren und hat sich vor Ort ein Bild gemacht: Welche Materialien stehen lokal zur Verfügung, gibt es ausreichend Arbeitskräfte? „Bis auf das Trapezblech, das wir für das Dach bestellen mussten, kommen alle verwendeten Materialien direkt aus der Region“, sagt die Architektin. Mit ihrem Entwurf des Schulgebäudes wollte Kristina einen Identifikationsort für die Schüler*innen in Hopley schaffen. „Ich habe mich für einen Ziegelbau mit vielen Rundbögen entschieden. Der Campus ist außerdem modular erweiterbar und soll bis zu 800 Kindern Platz bieten“, erzählt Kristina. Mit ihrem Entwurf, der von den Standards der Schulgebäude in Simbabwe abweicht und dadurch ein echter Hingucker ist, hat Kristina mehrere Architekturpreise gewonnen.
Bei ‚Ingenieure ohne Grenzen' arbeiten alle ehrenamtlich. Dafür müssen sich die Helfer*innen bei der Arbeit oder im Studium mal freinehmen. Kristina hat für das Projekt viele ihrer Urlaubstage aufgebraucht und war auch mal bis zu acht Monate am Stück in dem südafrikanischen Staat. „Mein Arbeitgeber hat mich unterstützt und mich für die Zeit freigestellt“, erzählt Kristina. „Die Mitarbeitenden aus Hopley selbst werden aber mit Unterstützung von Projektpartnern bezahlt. Das Projekt vor Ort dauert mittlerweile über sieben Jahre an, da kann man nicht erwarten, dass die Arbeiter*innen, die täglich vor Ort sind, dafür nicht entlohnt werden“.
Wenn Kristina vor Ort ist, wohnt sie in der Siedlung Hopley und ist von einer Sache immer wieder von neuem überrascht: „Die Gastfreundschaft und das Miteinander dort sind einfach unglaublich! Da können wir viel von lernen. Dadurch, dass man nicht durchgehend Strom oder fließend Wasser hat, fängt man außerdem an, sich neu zu organisieren und zu improvisieren.“ Seit 2014 ist Kristina Egbers Projektleiterin der Rising Star Schule. Durch die modulare Bauweise wurden in mehreren Bauabschnitten weitere Klassenzimmer und ein Verwaltungsgebäude ergänzt. „2023 soll das Projekt abgeschlossen werden. Vielleicht werden wir uns auch noch an der Gestaltung des Schulhofes und der Schulmauer beteiligen“, erzählt Kristina.
„Die Gastfreundschaft und das Miteinander dort sind einfach unglaublich!“
Das Projektteam von Kristina Egbers ist bunt gemischt. „Bei uns engagieren sich Architekt*innen, Maschinenbaueringenieur*innen oder Ingenieur*innen aus der Luft- und Raumfahrt. Man muss aber keine Ingenieurwissenschaft studiert haben, es kann wirklich jede*r mitmachen!“ Die Organisation gibt es in vielen größeren Städten. Die Ehrenamtlichen engagieren sich überall dort auf der Welt, wo technische Zusammenarbeit benötigt wird, meist in den Bereichen Wasser, Strom und Sanitär. Projekte von "Ingenieure ohne Grenzen" können hier unterstützt werden.
Die Ingenieurnachwuchs-Initiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.
Seit 1998 widmet sie sich bereits den Themen Ingenieurwesen und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Ihr Ziel ist es, junge Menschen schon frühzeitig für den Ingenieursberuf sowie Naturwissenschaften und Technik zu begeistern.
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