© Hochschule Bremerhaven / Kai Martin Ulrich
Wasser und Nahrung

Vom Labor in den Kühlschrank
Lebensmitteltechnologie bietet Ingenieur*innen zahlreiche Berufsmöglichkeiten

Lena Wiese studiert an der Hochschule Bremerhaven den Masterstudiengang Lebensmitteltechnologie. Das dort Gelernte setzt sie bei der Arbeit im Qualitätsmanagement direkt in die Praxis um: Sie erforscht Lebensmittel, Zutaten und Gesetzmäßigkeiten, um beispielsweise schwarzfleckige Garnelen oder grünes Brot zu verhindern.

Im Qualitätsmanagement Lebensmittel erforschen

In der Versuchsküche im Praxissemester
Technisches Know-how ist in der Lebensmittelherstellung unverzichtbar

Obwohl Lena in ihrer Freizeit gerne kocht und backt, ist ihre Faszination für Studium und Arbeit ganz anders: Sie ist begeistert von der großen Produktion. In der Versuchsküche bei Schwartau kochte Lena im Praxissemester probeweise Konfitüren in Kilogröße, um neue Geschmackssorten zu testen. „Es geht dabei unter anderem um Geschmack, Konsistenz und Geruch. Manche Produkte, die im Kochtopf prima funktionieren, verhalten sich dann in den großen Vakuumkesseln, wie sie in der Produktion verwendet werden, ganz anders.“ Deswegen sind technisches Know-how zu Verarbeitung und Produktionsprozessen für die Lebensmittelherstellung unabdingbar – hier arbeiten Ingenieur*innen der Lebensmitteltechnologie daran, die Herstellung und somit auch die Produkte selbst zu verbessern.

„Wenn mit dem Produkt plötzlich etwas nicht stimmt, fängt man auf einmal an, in den Studienbüchern zu suchen, was da gerade passiert.“

Lena Wiese, Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie
© Privat
Lena ist Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie bei der Saturn petcare GmbH und studiert an der Hochschule Bremerhaven

Vielfältiger Arbeitsalltag
Denkwürdige Fälle im Beschwerdemanagement

Im Qualitätsmanagement muss alles stimmen. Der Lieferant muss überprüft werden, das eigene Produkt, aber auch das damit verbundene Dokumentenmanagement. „Wir arbeiten viel mit Dokumentationen, wie Zutatenlisten, Zertifizierungen und Lebensmittelrecht. Aber es ist trotzdem produktionsnah. Wenn mit dem Produkt plötzlich etwas nicht stimmt, fängt man auf einmal an, in den Studienbüchern zu suchen, was da gerade passiert.“ Zum Beispiel kann sich Brot mit Sonnenblumenkernen an manchen Stellen beim Backen grün färben oder Garnelen sich durch enzymatische Reaktionen fleckenweise schwarz färben. „Das hat nichts mit Qualitätsmängeln zu tun, aber so ein Produkt lässt sich nicht verkaufen. Da holen einen die chemischen Prozesse immer wieder ein.“ Im Beschwerdemanagement kommen manchmal denkwürdige Fälle vor. Es gibt nicht nur Beschwerden per Mail oder Telefon, Lena wurde auch schon reklamierter Käse oder Fisch zugesendet, der tagelang ungekühlt in der Post unterwegs war. „Ein aussagekräftiges Bild wäre mir da lieber gewesen“, lacht Lena.

Trendthemen an der Hochschule
Mehlwürmer in der Lebensmittelherstellung

Als nach zwei Jahren Berufserfahrung erstmalig ein Masterprogramm in Lebensmitteltechnologie an der HS Bremerhaven angeboten wurde, schrieb Lena sich direkt ein. „Im ersten Jahrgang eines Studiengangs kann man die Weichen für die nächsten Jahre stellen. Dazu will ich beitragen“, begründet sie ihre Entscheidung. Deswegen erarbeitet Lena in ihrer Masterarbeit ein Konzept zur Modulentwicklung eines milchtechnologischen Labors an der Hochschule, um das Studienangebot um den Bereich Milch zu erweitern. Ein solches Labor kann man sich in etwa wie eine Mischung aus Küche und Mini-Produktion vorstellen. Nach Lenas Konzept können Studierende dann neben den bereits bestehenden Laboren im pflanzlichen und tierischen Bereich künftig beispielsweise auch das Anlegen von Joghurtkulturen, das Verbuttern von Rahm oder das Separieren von Milch erforschen.

Ein besonderes Trendthema, das gerade für viel Aufmerksamkeit an der Fakultät sorgt, ist die Nutzung von Insekten für die Herstellung von Lebensmitteln. „Da wird gerade zum Beispiel ein Mastsystem für Mehlwürmer entwickelt und die Verwendbarkeit von Insekten in Burger-Patties erforschen.“

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Bei der Verarbeitung von Zutaten ist Genauigkeit und Sorgfalt besonders wichtig
  • In den technischen Laboren führen die Studierenden gemeinsam mit den Dozierenden Versuche durch
  • Schon die kleinste Veränderungen wirkt sich auf Geschmack, Geruch und Konsistenz aus - da heißt es oft "ran an den Löffel"

Lenas Empfehlung für Schüler*innen
Das Wissen anderer Studierender nutzen

Das Bachelor-Studium begeisterte Lena vor allem durch den guten Kontakt zu den Dozierenden und die vielen Möglichkeiten früh Erfahrung in Betrieben zu sammeln, zum Beispiel durch Praktika und Abschlussarbeiten. „Das Schöne an einer betrieblichen Abschlussarbeit ist, dass man schon im Studium zur Problemlösung in einem Unternehmen beitragen kann. Manchmal wenden sich Unternehmen selbst an die Hochschule, um Arbeiten für bestimmte Probleme zu vergeben.“ Ihre Bachelorarbeit schrieb Lena im Qualitätsmanagement bei der Deutsche See GmbH, einem Lebensmittelhersteller mit Schwerpunkt Speisefisch und Meeresfrüchte. „Man ist hier nicht nur eine Matrikelnummer. Während des Praxissemesters habe ich erlebt, dass Betreuende mehrere Stunden gefahren sind, um ihre Studierenden zu besuchen.“

Schüler*innen, die sich für Lebensmitteltechnologie interessieren, empfiehlt Lena Erfahrungsberichte zu lesen und zu schauen, was ehemalige Studierende inzwischen machen. Die HS Bremerhaven bietet dafür auf ihrer Webseite die Rubrik "Studienpat*innen" an, in der Studierende aus ihrem Studienalltag erzählen und sich Außenstehende so ein Bild machen können, was sie erwartet. Letztlich bietet der Studiengang eine Vielzahl von Möglichkeiten, in die man einsteigen kann: Produktion, Labor, technische Anlagen, Produktoptimierung, Verpackungen, Qualitätsmanagement und Lebensmittelrecht sind da nur einige Beispiele. „Tatsächlich habe ich mich unter anderem vom Vertreter des Studiengangs bei der Studienorientierung mitreißen lassen und bin seiner Leidenschaft gefolgt. Der war so begeistert und cool, dass mich das überzeugt hat.“

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