Alexander Schütz ragt im besten Sinne heraus. Weil er in seinem Job eine akademische Kompetenz erreicht hat, ohne je eine Uni von innen gesehen zu haben.
Wie wird man Ingenieur ohne Ingenieurstudium?
Auf der einen Seite ein hochbegabter Handwerker, auf der anderen Seite ein Schüler, der bereits im Mathezweig der Realschule das Fach Zeichnen hatte. „Ich habe auch zuhause gezeichnet und entworfen. Nicht künstlerisch, eher technisch. Modelle, ein Haus, ein Zimmer. Nur für mich, nur zum Üben. Und das hat mir echt Spaß gemacht, auch deshalb habe ich mich bei der Grenzebach Maschinenbau GmbH beworben.“ Doch bevor er sich bei der süddeutschen Firma für Anlagenbau bewarb, dachte er noch über eine nun wirklich naheliegende Schreinerlehre nach. Wäre da nicht das dafür notwendige Berufsgrundschuljahr. Grenzebach versprach demgegenüber ein höheres Ausbildungsgehalt, einen direkten Einstieg ohne praktisches Jahr und eine Übernahme nach der Ausbildung. Der Deal stand – Alexander Schütz wollte Technischer Zeichner werden.
„Ich habe da von Anfang an wirklich viel mitgearbeitet.“
2011 begann er also in dem rund 1.500 Mitarbeiter*innen starken Unternehmen seine Ausbildung, die kurz vor Beginn ganz offiziell in den Technischen Produktdesigner umgewandelt wurde. Dreieinhalb Jahre Praxis pur, eine Berufsschule in Augsburg und eine Zwei im Abschluss. Fertig. Das war seine Ausbildung – und das sollte sie auch bleiben. Zumindest auf dem Papier. Denn jetzt macht sich Alexander Schütz auf einen Weg, der in der Welt der Ingenieur*innen durchaus ungewöhnlich ist. Auch wenn er es noch nicht weiß: In gerade einmal sieben Jahren wird er in seinem Ausbildungsunternehmen den Job eines Ingenieurs innehaben, ohne jemals eine Uni von innen gesehen zu haben. Wie kann das funktionieren?
Dieser junge Mann hat ein Talent für Werkstoffe, ein räumliches wie technisches Verständnis und womöglich ein in die Wiege gelegtes Ingenieurs-Gen. Fähigkeiten, die es ihm in der Praxis ermöglichen, schnell auch in komplexe Projekte einzusteigen. „Ich habe da von Anfang an wirklich viel mitgearbeitet, habe die ganzen Zeichnungen für ein Projekt erstellt, mit Form- und Lagetoleranzen, mit Schweißangaben und vielem mehr.“ Es fiel im Unternehmen auf, dass hier jemand anders tickte. Und als er eine aus Amerika importierte Zeichnung vom dortigen Zoll-Maß in unser metrisches Maß übertragen sollte, grub er sich in die Komplexität einer Anlage ein, die später einmal nach Südkorea ausgeliefert werden sollte.
Als eben diese Anlage in 8.500 Kilometern Entfernung aufgebaut werden sollte fragte man ihn, ob er nicht mitwolle nach Südkorea. Er wollte. Also flog er hin, blieb, lernte, flog zurück und flog erneut dorthin, mit einer in Zeitraffer übertragenen Verantwortung für ein durchaus beeindruckendes Gesamtwerk. Woraufhin noch weitere und noch größere Projekte folgten, die längst weit über dem Level klassischer Gesellentätigkeiten lagen. Und dann wurde im Unternehmen eine Stelle als Design-Ingenieur frei. Ein Kollege empfahl ihm, sich einfach mal zu bewerben. Das tat er, und er bekam den Job. Im ganz normalen Auswahlverfahren und im direkten Wettbewerb zu klassischen Hochschulabsolvent*innen. „Es war nicht so relevant, dass ich weder ein staatlich anerkannter Techniker war noch ein abgeschlossenes Studium vorweisen konnte, weil ich inzwischen in zahlreichen Abteilungen gearbeitet hatte und in viele Projekte und Sondertätigkeiten involviert war."
Das Beispiel Grenzebach zeigt: Es kann auch auf ungewöhnlichen Wegen funktionieren, einen kreativen wie maßgeblichen Technikberuf zu erlangen. Aber nur, wenn man über echtes Talent verfügt und das Unternehmen gewillt ist, derart unkonventionelle Wege zu gehen. Erfolgreiche Musiker*innen mussten nicht Musik studieren, um gute Musiker*innen zu werden – sie sind es. Ganz offensichtlich kann es bei erfolgreichen Ingenieurstätigkeiten ähnlich sein.
Die Ingenieurnachwuchs-Initiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.
Seit 1998 widmet sie sich bereits den Themen Ingenieurwesen und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Ihr Ziel ist es, junge Menschen schon frühzeitig für den Ingenieursberuf sowie Naturwissenschaften und Technik zu begeistern.
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